Heimweh oder Fernweh?
- Julia
- 30. Okt. 2018
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Nov. 2018
Nun ist schon über die Hälfte meiner Zeit hier in Cusco vergangen. Ich fühle mich hier so heimisch, dass mich die ganzen Touristen- und Reisegruppen stören. Dennoch weiß ich nicht, ob ich mich eher darauf freue nach Hause zu kommen um die gemütliche Weihnachtszeit zu genießen, oder ob ich lieber hier bleiben würde in diesem außergewöhnlichen und vielfältigen Land.
Aber mehr zu meinem Leben hier. Inzwischen sind wir nur noch zwei Volontärinnen (Kenny und Ich) die hier wohnen. Aber auch zu zweit haben wir viel Spaß und lange Gespräche nach dem Abendessen (dem einzige Zeitpunkt, wenn wir Gelegenheit dazu haben).
Wenn ich Reisen durch das Land unternehme, bin ich auch nie alleine unterwegs. Meine Freundin und Kollegin Grace und ich haben schon einige außergewöhnliche Orte besucht. Wenn wir nicht das Land erkunden arbeiten wir in der Schule und im Waisenhaus. Meine ersten beiden Wochen in Cusco war ich fast durchgängig krank und habe somit nicht viel Zeit im Waisenhaus verbracht. Inzwischen bin ich nach der Arbeit mindestens zwei Stunden dort und will am liebsten gar nicht gehen. Die Kinder sind so niedlich und mit den Müttern lache ich viel.
In meine vierte Woche in der Schule hatte ich den Hut auf. Die Lehrerin erzählte mir am Montag, sie ist für den Rest der Woche auf Exkursion. Sie gab mir die Unterrichtsmaterialien, einen Schlüssel für das Lehrerzimmer und sagte mir, was ich in welcher Klassenstufe machen kann. Erstaunlicherweise macht das Unterrichten ohne Lehrerin mehr Spaß. Eine Tutorin war in der Klasse anwesend um für Ruhe zu sorgen und die "Aufsicht" zuhaben und Grace unterstützte mich auch. Die Stunden verliefen zwar etwas chaotisch, doch kamen wir so gut voran, dass wir mehr schafften, als mir aufgetragen wurde. Ich habe gemerkt, dass ich eine ziemlich strenge Lehrerin bin. Gearbeitet wurde unter Zeitdruck (was ich tatsächlich für sinnvoll erachte). Lieder und Spiele während der Arbeitszeit wurden weggelassen und es gab auch keine Süßigkeiten für Schülerinnen, die die Lieder vor der Klasse vorsingen, wer nicht arbeitete bekam einen Eintrag in das Englischheft. Trotzt alle dem wurden wir von den Mädchen mit Umarmungen und Küssen (Küsse auf die Wange zur Begrüßung sind üblich in Peru) erstickt und sie sammelten unsere Unterschriften in allen ihren Heften.
Mein Weg zur Arbeit wird von Tag zu Tag scheinbar länger. Morgens fahre ich zwar nur ca. 40 Minuten mit dem Bus. Nach Hause kann die Fahrt aber auch gut mal eine Stunde dauern, die ich dann gequetscht in dem überfüllten Bus stehe und bei jeder Bremsung hoffe, nicht umzufallen. Wenn dann auch noch Umzüge auf den Straßen unterwegs sind (was keine Seltenheit ist) gibt es zwar was zu sehen (Tänzer und Musiker in bunten Kostümen), allerdings ist dann die Hälfte der Straße gesperrt und die Fahrt dauert noch länger.
Eine Sache, die ich vermisse ist der Herbst in Deutschland, meine liebste Jahreszeit. In Peru hat gerade die Regenzeit begonnen und es nieselt von morgen bis abends und die ganze Nacht durch. An sich stört es mich relativ wenig, allerdings ist es auch relativ kalt, so dass ich immer zwei bis drei Pullover übereinander trage. Auch gibt es hier natürlich keine Kanalisation, also steht das Wasser auf den Straßen, alles ist total rutschig und die sandigen Wege (wie der Weg von meinem Zuhause zur Bushaltestelle) sind nur noch matschig.
In meine letzten beiden Wochen werde ich in einer anderen Einrichtung mit behinderten Kindern arbeiten. Wie es mir dort ergeht könnt ihr demnächst lesen. Aber erst mal stehen noch ein Ausflug am Wochenende und die Feierlichkeiten des Día de los muertos an.
Homesickness or wanderlust?
Now more than half of my time has passed here in Cusco. I feel so at home here that the whole tourist and tour groups disturb me. However, I do not know if I would rather look forward to coming home to enjoy the cozy Christmas time, or if I would rather stay here in this extraordinary and diverse country.
But more about my life here. Meanwhile, we are only two volunteers (Kenny and I) living here. But we also have a lot of fun and long conversations after dinner (the only time when we have the opportunity).
When I travel around the country, I never travel alone. My friend and colleague Grace and I have already visited some extraordinary places. If we do not explore the country we work in the school and in the orphanage. My first two weeks in Cusco I was almost consistently ill and thus did not spend much time in the orphanage. Meanwhile, I'm at least two hours after work and do not want to go. The kids are so cute and I laugh a lot with the mothers.
I had my hat off in my fourth week at school. The teacher told me on Monday that she's on an excursion for the rest of the week. She gave me the classroom materials, a key to the staff room, and told me what to do at what grade level. Surprisingly, teaching without a teacher is more fun. A tutor was present in the class to keep calm and to have the "supervision" and Grace also supported me. The lessons were a bit chaotic, but we progressed so well that we did more than I was told. I realized that I'm a pretty strict teacher. Work was under time pressure (which I actually consider useful). Songs and games during working hours were omitted and there were no sweets for schoolgirls who sang the songs in front of the class who did not work got an entry in the English booklet. Defying all this, we were suffocated by the girls with hugs and kisses (kisses on the cheek are standard in Peru) and they collected our signatures in all their notebooks.
My journey to work seems to be getting longer every day. In the morning I only drive about 40 minutes by bus. Home may take the ride but also good times an hour, which I then squeezed in the crowded bus and hope every braking, not to fall over. If there are even moves on the streets (which is not uncommon) there is something to see (dancers and musicians in colorful costumes), but then half of the road is closed and the ride takes even longer.
One thing I miss is autumn in Germany, my favorite season. In Peru, the rainy season has just begun and it drizzles from morning to evening and all night through. In itself, it bothers me relatively little, but it is also relatively cold, so I always wear two to three sweaters on top of each other. Of course, there is no sewer, so the water is on the streets, everything is totally slippery and the sandy paths (like the way from my home to the bus stop) are only mushy.
In my last two weeks, I will work in another facility with disabled children. How I feel there you can read soon. But first there is still a weekend trip and the festivities of Día de los muertos.
























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